Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 02/2014 - page 4

Porträt
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Foto: Laudien
Die Nachricht sorgte in der Branche seinerzeit für Aufsehen: Ende 2012 gab Annette Theil-Deininger ihre Posten als Vorstands-
sprecherin der Geschäftsleitung der Bürgschaftsbank Thüringen und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Thüringen auf.
Seit 1. April 2013 fungiert sie als Vertriebsvorstand der Rhön-Rennsteig-Sparkasse (RRS). ImWIRTSCHAFTSSPIEGEL zieht sie Bilanz
ihres ersten Amtsjahres, hält ein leidenschaftliches Plädoyer für verantwortliches Banking der öffentlich-rechtlichen Institute und
spricht Klartext darüber, wo die europäische Bankenregulierung über das Ziel hinaus schießt.
Die Region soll sich gut
aufgehoben fühlen
Es sei die Herausforderung gewesen,
die sie gereizt habe, sagt die 47-Jährige.
Und nicht zuletzt auch der Umstand, zu
ihren „bankerischen Wurzeln“ zurück zu
kehren. Das nimmt man ihr unbesehen
ab, weil sie alle Säulen des deutschen
Bankensystems durchlaufen hat. Ihre
Banker-Karriere startete die studierte
Diplom-Physikerin nach der Wende bei
der Suhler Sparkasse, sie arbeitete bei
einer Genossenschaftsbank und einer
Privatbank – und zuletzt eben bei einer
öffentlich-rechtlichen Förderbank. Die
sah sie nach ihrer siebenjährigen
Amtszeit gut aufgestellt, die Förderung
des Auf- und Ausbaus des Thüringer
Mittelstandes auf einem guten Weg.
Dann sei die Anfrage der RRS gekom-
men, fast wie gerufen. „In einer Vollbank wie der RRS
ist man ganz anders unterwegs, als in einer Spezial-
bank.
Annette Theil-Deininger lebt in Zella-Mehlis und pen-
delt zwischen ihren beiden Büros in Suhl und
Meiningen. „Alles im Geschäftsgebiet“, sagt sie. Als
Vertriebsvorstand sei es gut, wenn man in der Region
gut verwurzelt ist, wenn man Land und Leute kennt.
Man ahnt, was sie meint, wenn sie die Struktur der
Südthüringer Wirtschaft beschreibt, eher kleinteilig
und familienorientiert, aber durchaus mit Weltmarkt-
führern. Die RRS sei in allen Bereichen Marktführer in
der Region, in Thüringen gehört die RRS mit einer Bi-
lanzsumme von rund 1,6 Milliarden Euro zu den Top
5. „Aber am Marktführer reibt sich der Wettbewerb.“
Da sei es ein Vorteil, wenn man ausschließlich der
Region verpflichtet sei, nicht den Aktio-
nären. Wenn das Wohl der Region Ge-
schäftsprinzip ist, könne man sich ganz
anders engagieren. Zum Beispiel mit
rund 750.000 Euro jährlich an Spenden
und Förderungen für regionale Vereine
und Projekte. Aber auch mit der Verant-
wortung für die regionale Wirtschaft.
„Wir haben uns dieser Verantwortung
immer gestellt, auch wenn es in man-
chem Unternehmen mal nicht so lief.
Aber der Erfolg nach einer geglückten
Sanierung gibt uns Recht.“ Das sei nun
mal der Vorteil eines öffentlich-recht-
lichen Instituts.
Deshalb verfolge sie die Diskussionen
um die Bankenregulierung auch mit ei-
.
Annette Theil-Deininger, Vertriebsvorstand der Rhön-Rennsteig-Sparkasse (RRS)
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