Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 02/2014 - page 7

Wirtschaft im Netz
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Experten wissen: Die verstärkte Social-Media-Nutzung hat Auswirkungen auf die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen. Personal-
und Kommunikationsabteilungen müssen deshalb stärker zusammenarbeiten.
Unternehmen verkennen Chancen
von postenden Mitarbeitern
Nach einer aktuellen Studie wird
Deutschland in 2014 Social Media-
Europameister. Laut Schätzungen des
HR-Dienstleisters ADP befinden sich in
Deutschland unter den erwarteten 35
Millionen Facebook- und Twitternut-
zern rund zehn Millionen Angestellte.
„Da es sich um sehr kommunikative und
mehrheitlich qualifizierte Mitarbeiter
handelt, ergeben sich für Firmen grund-
sätzlich mehr Chancen als Risiken“, sagt
Prof. Andreas Kiefer, Vorsitzender der
Geschäftsführung der ADP Employer
Services GmbH. Das Problem: Die meis-
ten Unternehmen haben keine klaren
Kommunikationsstrategien. Die interak-
tive Form der Öffentlichkeitsarbeit läuft
unkoordiniert und unkontrolliert.
Immer häufiger berichten Medien über
Einzelfälle, bei denen Mitarbeiter wis-
sentlich oder unwissentlich über sozia-
le Medien kommunizieren und dabei
Unternehmensinteressen verletzen. „Al-
lerdings dürfen die Negativschlagzeilen
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die
Social-Media-Kommunikation mehr-
heitlich ohne Probleme oder sogar po-
sitiv verläuft. Nicht selten betreiben
Angestellte bei ihrer Twitter- oder Face-
booknutzung unbemerkt Employer
Branding oder unterstützen die Marken-
kommunikation, indem sie Erlebnisse
aus ihrem Firmenalltag oder Informa-
tionen über Produkte oder Dienstleis-
tungen ihres Arbeitsgebers veröffentli-
chen“, erklärt Kiefer. Arbeitgeber
könnten dieses Potenzial besser nutzen,
wenn sie strategischer vorgehen wür-
den.
Laut dem ADP Social Media Index (AS-
MI) erkennt jedoch nur jedes zweite
Unternehmen den Bedarf für eine So-
cial-Media-Strategie. Lediglich jedes
fünfte Unternehmen verfolgt einen kon-
kreten Plan. „Um das Potenzial zu he-
ben, müssen die Personalabteilungen
und die Kommunikationabteilungen en-
ger zusammenarbeiten. Die Unterneh-
menskommunikation ist nicht mehr
alleiniges Hoheitsgebiet der Pressever-
antwortlichen. Im Gegenteil: Wenn sie
die Kontrolle behalten wollen, müssen
sie die Mitarbeiter ins Boot holen und
steuern“, sagt Kiefer. Kommunikations-
abteilungen können beispielsweise
Regelwerke aufstellen, in denen sich
Mitarbeiter kommunikativ bewegen
dürfen. Allzu oft mangelt es bei den
Verantwortlichen jedoch an Kapazitä-
ten – weshalb das Thema Social Media
nicht angegangen wird. (em/tl)
Foto: Coloures-Pic/fotolia
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