Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 02/2014 - page 38

Energiewende in Thüringen
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Beim Stichwort Solar denkt man meist als erstes an die Stromerzeugung aus Sonnenenergie.
Dabei ist die älteste Art von Energiegewinnung aus der Kraft der Sonne weiter verbreitet, als
man vielleicht denkt. Erste Anwendungen der solarthermischen Nutzung gehen bis in die
Antike zurück. Die Bauweise vieler Häuser über die Jahrtausende hinweg belegen, dass der
Mensch sehr genau um die wärmende Wirkung der Sonnenstrahlen weiß. Thüringen will die-
se Art der Energiegewinnung jetzt stärker fördern.
Solarthermie ist
ein schlafender Riese
„Die Wärmeerzeugung ist der schlafen-
de Riese beim Ausbau der Erneuerbaren
Energien“, sagte der Thüringer Wirt-
schaftsminister Uwe Höhn bei der Vor-
stellung der Solarthermie-Initiative. Das
Thüringer Wirtschaftsministerium hat
das 1000-Dächer-Photovoltaik-Pro-
gramm daher um die Solarthermie er-
weitert, um die Wärmeerzeugung aus
Erneuerbaren Energien stärker in den
Fokus rücken. Gefördert werden kom-
munale Zweckverbände und Gebiets-
körperschaften, deren Betriebe, ge-
meinnützige Organisationen und
Bürgergenossenschaften, die eine So-
larthermieanlage zur Wärmeversor-
gung, zur Brauchwassererwärmung wie
auch PV-Solar-Hybridanlagen errichten
wollen. Die Installation einer solchen
Anlage wird mit bis zu 30 Prozent der
Investitionssumme oder mit maximal
100.000 Euro unterstützt. Höhn be-
schreibt seine Intentionen so: „Die Ener-
giewende darf nicht nur eine Strom-
wende sein.“
Das 1000-Dächer-Photovoltaik-Prog-
ramm ist in den Augen des Ministers ein
voller Erfolg: 261 Photovoltaik-Projekte
wurden seit dem Programmstart im Jahr
2010 gefördert. Mit einem Zuschuss in
Höhe von rund 4,5 Millionen Euro konn-
te eine Investitionssumme in Höhe von
fast 33 Millionen Euro ausgelöst wer-
den. „Mit einem Euro Förderung wurde
eine Investition von sieben Euro ausge-
löst“, so der Minister.
Ähnlich soll es jetzt mit der Solarther-
mie gehen. „Die Erzeugung von Wärme
aus erneuerbaren Energien ist eine der
nächsten Herausforderungen, um die
Energiewende erfolgreich zu gestalten“,
sagte Höhn. Zwar ist Thüringen laut
Energiemonitoring 2013 der Fachhoch-
schule Nordhausen energiepolitisch gut
vorangekommen. Immerhin liegt der
Anteil der Erneuerbaren Energien am
Endenergieverbrauch bei gut 20 Pro-
zent, am Stromverbrauch bei fast 28
Prozent und an der Wärmeerzeugung
bei knapp 25 Prozent.
Bei der Erzeugung von Wärme aber gibt
es noch ein großes Potenzial für die
Stärkung der Erneuerbaren Energien, da
über die Hälfte des Energieverbrauchs
in Thüringen – 53 Prozent – gerade auf
diesen Bereich entfällt. „Die Wärmever-
sorgung ist das ‚Sorgenkind‘ der Ener-
giewende“, findet Höhn. Hinzu käme,
dass unter den nachhaltigen Energie-
produzenten die Biomasse mit fast 97
Prozent die Wärmeversorgung domi-
niert.
Das Wirtschaftsministerium hat daher
das 1000-Dächer-Photovoltaik-Pro-
gramm um die Solarthermie erweitert.
Kommunale Investitionen in Erneuer-
bare Energien sollen erleichtert werden
und Energiegenossenschaften Rücken-
wind bekommen, so der Minister. Seit
dem Programmstart haben 15 Genos-
senschaften mit einem Zuschuss von
fast einer Million Euro 58 Photovoltaik-
Projekte umgesetzt. (em/tl)
Foto: XtravaganT/fotolia
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